Umweltbildung:
die Junior Ranger
UNESCO-Biosphärenreservat
Rhön auf der BUGA
Von
Kurt Schlünkes
Am Infostand des Biosphärenreservats Rhön gibt es
im August auf der Bundesgartenschau auch für Kinder
viel Interessantes über das "Land der offenen Fernen"
zu erfahren. Bunt und geheimnisvoll ist dort die Welt
der Natur, in der wilde Orchideen in allen Farben blühen,
wo Raubwürger und Berghexen leben und der Rote Milan
seine Kreise zieht. Die seltenen Tiere und Pflanzen
müssen besonders geschützt werden. Darum kümmern sich
auch schon sehr junge Naturschützer: die Junior Ranger.
Im
Biosphärenreservat Rhön fängt Bildung für nachhaltige
Entwicklung schon im Kindesalter an. Das Junior Ranger-Programm
richtet sich an Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis
14 Jahren. Einmal im Monat gehen sie gemeinsam auf Entdeckungstour.
Zu lernen, bewusst mit der Natur und ihren Ressourcen
umzugehen, ist spannend und macht Spaß. Von den Mitarbeitern
der Biosphärenreservatsverwaltung werden die Kinder
an die Geheimnisse der Natur herangeführt.
"In
den UNESCO-Biosphärenreservaten können Kinder die Natur
spielerisch mit allen Sinnen entdecken", so Karl-Friedrich
Abe. Er ist Leiter der thüringischen Verwaltungsstelle
des Biosphärenreservats Rhön. "Mit unseren Naturschutzwarten,
in unseren Infozentren und bei den vielen Projekten
zur Umweltbildung lernen die Kinder, was Nachhaltigkeit
wirklich bedeutet. Unsere Junior Ranger engagieren sich
für Projekte, die für den Naturschutz wichtig sind."
Sie
bauen zum Beispiel Nistkästen für Vögel, helfen beim
Amphibienschutz und kontrollieren die Lockstöcke für
die Wildkatzen. Die Jugendlichen nehmen an Gewässeruntersuchungen,
an der Kartierung von Spechthöhlen oder an der jährlichen
Birkhuhnzählung teil. So tragen sie aktiv dazu bei,
die vielfältigen Ökosysteme der Rhön zu erhalten.
"Letztens
haben wir bei den Junior Rangern einen Unterschlupf
für kleine Tiere gebaut", berichtet die zehnjährige
Diana Grösch von ihrem Einsatz. "Wir sorgen für die
Tiere und wissen, dass man sie nicht stören sollte und
dass sie alte Mauern und Laubhaufen brauchen, um zu
überwintern." Selbstverständlich wissen die Ranger auch,
dass Raubwürger für Menschen nicht gefährlich sind,
denn das sind amselgroße Singvögel. Tatsächlich gibt
es in der Rhön auch Berghexen. Es sind Schmetterlinge,
die sich mit ihren unscheinbaren Farben so perfekt an
die steinige Umgebung angepasst haben, dass nur ein
geübter Beobachter sie sehen kann.
Ohne
Bienen keinen Honig
In
der hessischen Rhön sind die jungen Ranger auch als
Nachwuchsimker gefragt. Die Zahl der Imker sei in den
letzten Jahren bundesweit um rund 100.000 gesunken,
die Zahl der Bienenvölker von über zwei Millionen auf
720.000 zurückgegangen, erläutert Michael Kirchner vom
Imkerverein Ulstertal. "Diese Entwicklung gibt auch
deshalb Anlass zur Sorge, weil 85 Prozent der landwirtschaftlichen
Erträge von der Bestäubung durch Bienen abhängig sind."
Die Jugendlichen haben ein Bienenhaus gebaut und betreuen
inzwischen ein Bienenvolk, das fleißig Blütenstaub gesammelt
hat. Bald können die Ranger ihren eigenen Honig produzieren.
Im
Biosphärenreservat haben sich 75 Kinder und Jugendliche
aus allen drei Teilen der Rhön zu den Junior Rangern
in Hessen und Thüringen und den "Wanderratten" in Bayern
zusammengeschlossen. Für ihr erstes gemeinsames Treffen
haben sie sich einen ganz besonderen Ort ausgesucht.
Treffpunkt am Naturerlebnistag war das Umweltbildungshaus
am Schwarzen Moor. Hier erfuhren sie bei einer Filmvorführung,
wie aus einem See ein Hochmoor entsteht. Das Wissen
aus dem Film konnten sie dann im "Moorklassenzimmer"
vertiefen. Anhand eines künstlichen Moors wird dort
anschaulich demonstriert, dass die Vegetation eines
Hochmoores vom jeweiligen Wasserstand abhängig ist.
In verschiedene Pflanzbehälter wird jeden Tag aus einer
Zisterne Regenwasser gepumpt. Alle Behälter haben einen
unterschiedlichen Füllstand und dementsprechend unterschiedlich
ist auch der Pflanzenbewuchs. Danach ging es auf eine
Exkursion entlang des Bohlenpfades durch das Schwarze
Moor, bei der die Betreuer den Kindern die Besonderheiten
der Flora und Fauna im Hochmoor erklärten.
Beim
Iglu bauen ist Teamgeist gefragt
Bei
den Treffen der Junior Ranger stehen natürlich auch
Kreativität und Teamgeist auf dem Programm. Auf ihrem
Wintercamp haben die Ranger bei knackigem Frost gemeinsam
ein Iglu gebaut. "So ein echtes Gemeinschaftswerk zeigt,
wie gut die Zusammenarbeit im Team funktioniert", betont
Hubert Stumpf, Betreuer der hessischen Junior Ranger.
Die
Kinder waren von dem Bau des Iglus begeistert und konnten
sehen, wie aus vielen kleinen Schneehaufen ein Raum
mit dicken Schneewänden wird, in dem man sogar die Nacht
verbringen kann. Der Betreuer Rolf Friedrich von der
Thüringer Verwaltungsstelle erklärt: "Trotz der Außentemperaturen
von mehr als minus sieben Grad, herrschen im Inneren
des Iglus aufgrund der Körperwärme rund drei bis vier
Grad plus. Mit der geeigneten Ausrüstung ist es also
gar kein Problem, darin zu übernachten."
Seit
diesem Jahr präsentieren sich die Junior Ranger im gesamten
Biosphärenreservat Rhön im offiziellen Rangerlook mit
dem Emblem der Nationalen Naturlandschaften. Die einheitlichen
T-Shirts erhielten sie bei der Feier zur Eröffnung des
Vogelturms in Kaltensundheim. Staatssekretär Stefan
Baldus vom Thüringer Umweltministerium hat den neuen
Vogelturm im April eingeweiht.
Das
Modellerlebnisdorf Kaltensundheim ist ein Beitrag des
Biosphärenreservats Rhön zur UN-Dekade "Bildung für
nachhaltige Entwicklung". Mit dem Vogelturm hat das
Dorf einen weiteren Baustein zur Umweltbildung bekommen.
Der Turm ist mit einer Videoanlage und einem Bildschirm
ausgerüstet. Die Besucher können auf diese Art das Brutverhalten
der Vögel beobachten.
Der
Vogelturm ist auch ein Beispiel dafür, wie Lebensräume
aus Menschenhand zur Artenvielfalt beitragen. Einstige
Felsenbewohner wie Mauersegler und Turmfalken finden
heute immer weniger Nistmöglichkeiten und sind auf Nischen
und Öffnungen an Gebäuden angewiesen. Aber nicht jeder
Hausbesitzer mag die Kothaufen, die sich unter Schwalbennestern
ansammeln, dabei schützen uns die Vögel vor lästigen
Insekten.
Ganz
besondere Lernorte
"Die
UNESCO-Biosphärenreservate sind ganz besondere Lernorte.
Sie zeigen, wie Kultur und Natur ineinander greifen
und wie wir im Einklang mit der Natur leben und wirtschaften
können", sagt Karl-Friedrich Abe. "Die Junior Ranger
sind die nächste Generation, der wir eine lebenswerte
und artenreiche Natur übergeben wollen."
Vom
10. bis 23. August 2009 stellt sich das Biosphärenreservat
Rhön als Modellregion für nachhaltige Entwicklung auf
der Bundesgartenschau in Schwerin vor. Die Rhön im Herzen
Deutschlands, im Dreiländereck von Bayern, Hessen und
Thüringen, ist als das "Land der offenen Fernen" bekannt.
Über Jahrhunderte ließ die landwirtschaftliche Nutzung
– Ackerbau, Mahd und Beweidung – diese einzigartige
Kulturlandschaft entstehen mit ihren typischen Kalkmagerrasen
und Bergwiesen, auf denen Arnika, Silberdisteln, Orchideen
und Trollblumen blühen. Das Biosphärenreservat schützt
diese biologische Vielfalt und erhält die natürlichen
Lebensräume, indem es umweltschonende Wirtschaftsweisen
fördert. Ökologisch hergestellte Produkte, wie zum Beispiel
die Bionade, gehören zum Markenzeichen der Rhön.
Die
UNESCO hat die Rhön 1991 als Biosphärenreservat anerkannt.
In Deutschland gibt es 14 weitere dieser Modellregionen,
die sich auf der BUGA vorstellen. Alle zwei Wochen informiert
ein anderes Biosphärenreservat über sein Engagement
für nachhaltige Entwicklung und eine gesunde Umwelt.
|